Im Winter ist Schnupfenzeit. Dabei greifen viele wie selbstverständlich zu Taschentüchern aus Papier. Diese sind zwar praktisch und hygienisch, doch ihr Herstellungsprozess belastet die Umwelt stark. In den letzten Jahren erfreuten sich allerdings auch Stofftaschentücher im Zuge der Zero-Waste-Bewegung einer wachsenden Beliebtheit. Wir zeigen, wieso Stofftaschentücher eine clevere Alternative sind und dass diese sich auch in puncto Hygiene nicht hinter Papiertaschentüchern verstecken müssen!
Für 2023 wird in Deutschland ein Pro-Kopf-Verbrauch von knapp 1,7 kg an Papiertaschentüchern erwartet – das sind pro Person mehr als 67 10er-Packungen! Dabei geht der Trend laut Verbraucherzentrale grundsätzlich wieder zu Hygienepapierprodukten (hierzu zählen u.a. auch Küchenrollen oder Toilettenpapier) aus Frischfasern. Laut Umweltbundesamt ist jedoch die Herstellung von Hygienepapier aus Frischfasern eine enorme Belastung für die Umwelt: Bei der Herstellung wird viel Holz, Energie und Wasser verbraucht. Zudem kommt es häufig zur Einleitung gefährlicher Stoffe in Gewässer. Knapp 45 % der Papierfasern auf dem deutschen Markt stammen derzeit aus Südamerika. Dies ist insofern problematisch, als dass der südamerikanische Zellstoff, der für die Herstellung der Papiertaschentücher genutzt wird, überwiegend von Eukalyptus-Plantagen stammt, für die der Regenwald gerodet und Kleinbauern umgesiedelt werden mussten.
Deshalb empfiehlt das Umweltbundesamt die Nutzung papierfreier Alternativen.
Stofftaschentücher haben im Vergleich zu einem Zellstoff-Papiertaschentuch einen unbestreitbaren ökologischen und sozialen Vorteil. Die häufige Wiederverwendbarkeit der Stoffvariante trägt entscheidend dazu bei, ihre Öko-Bilanz auf lange Sicht entscheidend zu verbessern. Selbst wenn man bereits die regelmäßige Reinigung der Stofftaschentücher in der Waschmaschine mit einkalkuliert, hat das Stofftaschentuch hinsichtlich der Nachhaltigkeit die Nase eindeutig vorne. Und wer die Stofftaschentücher selbst herstellt oder auf dem Flohmarkt erwirbt spart sogar die Ressourcen bei der Herstellung ein. Wer jedoch die Stofftaschentücher nicht aus alten T-Shirts herstellen möchte, kann beim Kauf auf das Fairtrade-Cotton-Siegel achten.
Wenngleich diesbezüglich häufig Skepsis vorherrscht: Ein Papiertaschentuch ist keinesfalls hygienischer als Stofftaschentücher! Die Stofftücher müssen lediglich regelmäßig bei 60 Grad Celsius gewaschen und anschließend gebügelt werden. Durch das Bügeln werden alle Keime und Bakterien abgetötet. Lediglich bei akuten Schnupfen-Erkrankungen weisen Mediziner darauf hin, dass die Nutzung von Papiertaschentüchern ratsam ist, um nicht ständig mit den Krankheitserregern in Kontakt zu kommen.
In diesem Fall ist es sinnvoll, auf Taschentücher aus Recyclingpapier zurückzugreifen. Wenn wir statt normalem Papier Recyclingpapier kaufen, sparen wir laut Umweltbundesamt pro Kilo bis zu 2,4 Kilo Holz und 70 Prozent Wasser ein. Als vertrauenswürdiges Siegel für Recyclingpapier hat sich der Blaue Engel etabliert. Dieses Siegel garantiert eine Herstellung aus 100 % Altpapierfasern und setzt sogar schärfere Kontrollmaßnahmen durch, als sie für Hygienepapier aus Primärfasern gelten. Andere Logos wie beispielsweise das FSC-Siegel, das PEFC-Siegel oder auch das EU-Ecolabel sind aus Umweltschutzgründen nicht aussagekräftig. Doch trotz dieser Vorteile im Vergleich zu Frischfasern gilt: Auch Recyclingpapier sollte sparsam verwendet werden.
Neben den bereits genannten Vorteilen der Stofftaschentücher schonen diese zudem den Geldbeutel. Für eine vierköpfige Familie ergibt sich bei einem Packungspreis von 1,75 € pro 10er Packung Papiertaschentücher und einem Verbrauch von ca. 60 dieser 10er Packungen im Jahr eine Ersparnis von 105 € pro Jahr und Person. Insgesamt kann eine vierköpfige Familie so ganze 420 € im Jahr sparen! Zudem eröffnen sie die Möglichkeit, sich mit individuellen Designs kreativ auszuleben und sparen außerdem das Plastik der Verpackungen der Papiertaschentücher ein. Somit sind Stofftaschentücher ein einfach umzusetzender und wirkungsvoller Schritt zu mehr Nachhaltigkeit in unserem Alltag.
Wer nun Lust bekommen hat, direkt loszuschneidern, erhält nachfolgend einige hilfreiche Tipps zur Herstellung eigener Stofftaschentücher.
Um Stofftaschentücher selbst herzustellen benötigen Sie: Baumwollstoff (da die Taschentücher relativ klein sind, können Sie hier gut upcyclen, zum Beispiel Stoff aus alten Hemden oder T-Shirts verwenden), Nähmaschine oder eine Nähnadel, Nähgarn, eine Schere und einige Stecknadeln.
Anleitung:
Schneiden Sie den Stoff in Quadrate. Die Kantenlänge sollte an jeder Seite 2 cm länger sein, als die gewünschte Taschentuchlänge.
Nun schlagen Sie nacheinander jede Seite zwei Mal um, sodass die Schnittkanten verschwinden und stecken Sie diese mit Stecknadeln fest.
Zuletzt steppen Sie die festgesteckten Ränder ab.
Wer die Taschentücher verschenken möchte, kann noch die Initialen der beschenkten Person einsticken. Stofftaschentücher sind auch eine schöne und nützliche Verpackung für kleine Geschenke.