4. Kinder- und Jugendbericht Rheinland-Pfalz: Beteiligung im Fokus

Um die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen zu erfassen und ihre spezifischen Bedarfe, Wünsche und Herausforderungen abbilden zu können, gibt es in Rheinland-Pfalz eine eigene Berichterstattung. Die Erstellung des ersten Kinder- und Jugendberichts Rheinland-Pfalz geht auf einen Beschluss des Landtags aus dem Jahr 2007 zurück – im März dieses Jahres ist nun bereits der vierte Kinder- und Jugendbericht des Landes veröffentlicht worden.

Er widmet sich dem Schwerpunktthema „Beteiligung aller jungen Menschen in Rheinland-Pfalz zwischen Anspruch und Wirklichkeit“. Erstellt wurde der Bericht von einer unabhängigen wissenschaftlichen Kommission unter der Leitung von Prof. Dr. Tanja Betz (Johannes Gutenberg-Universität Mainz).

Letztlich beschäftigt sich der Bericht mit der Frage, unter welchen Voraussetzungen es gelingen kann, mehr Raum für echte politische Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zu schaffen.

Zentrale Ergebnisse für Familien

  • Zufriedenheit und Beteiligungswunsch: Viele Jugendliche in Rheinland-Pfalz zeigen sich grundsätzlich zufrieden mit ihren Lebensbedingungen. Gleichzeitig äußern sie den Wunsch nach mehr politischer und kommunaler Beteiligung. ​
  • Unterschiedliche Beteiligungschancen: Der Bericht stellt fest, dass nicht alle jungen Menschen gleichermaßen Zugang zu Beteiligungsmöglichkeiten haben. Insbesondere Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Lebenslagen stoßen auf strukturelle Hürden, die ihre Mitbestimmung einschränken. ​
  • Beteiligung in Krisenzeiten: Die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie und anderen Krisen zeigen, dass die Beteiligung junger Menschen in solchen Zeiten oft vernachlässigt wird. Der Bericht betont die Notwendigkeit, auch in Krisenzeiten Beteiligungsformate für Kinder und Jugendliche aufrechtzuerhalten. ​

Empfehlungen für Familien und Gesellschaft

  • Frühzeitige Beteiligung fördern: Eltern und Erziehungsberechtigte werden ermutigt, ihre Kinder frühzeitig in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, sei es im familiären Alltag, in der Schule oder in der Gemeinde.​
  • Besonders zentral ist die Aussage, dass Erwachsene (in welcher Rolle auch immer) von Kindern als „Gatekeeper“ von Beteiligung wahrgenommen werden. Erwachsene – und darunter natürlich auch Eltern – setzen in der Regel das Maß und den Grad der Beteiligung fest, den sie Kindern ermöglichen. Es ist also an den „Großen“, die Möglichkeiten zur Mitbestimmung und Wahrnehmung von Meinungen der Kinder auszuweiten. Dabei geht es nicht um eine maximale Form der Beteiligung – denn diese führte wiederum zu Überforderung der Kinder – sondern um eine immer wiederkehrende situative Aushandlung, in welchen Bereichen Kinder im Alltag einbezogen werden können.
  • Niedrigschwellige Angebote schaffen: Es bedarf mehr barrierefreier und altersgerechter Beteiligungsformate, die allen Kindern und Jugendlichen offenstehen, unabhängig von ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft.​
  • Politische Bildung stärken: Familien sollten gemeinsam mit Bildungseinrichtungen die politische Bildung ihrer Kinder fördern, um deren Interesse und Verständnis für demokratische Prozesse zu erhöhen.​

 

Der vollständige Bericht sowie weitere Informationen sind auf der offiziellen Webseite des Kinder- und Jugendberichts Rheinland-Pfalz verfügbar.

Für Familien bietet der Bericht wertvolle Einblicke und Anregungen, wie sie die Beteiligung ihrer Kinder aktiv unterstützen und fördern können. Es lohnt sich also, hier einmal reinzulesen!