Herausforderungen im Familienalltag gibt es wohl bei allen Eltern, mal mehr und mal weniger. Dabei spielt es keine Rolle, ob es ein oder vier Kinder sind, ob man Alleinerziehend oder mit dem Partner zusammen ist – Überforderung wird individuell wahrgenommen und kann bei jedem und jeder auftreten. Wichtig ist, sich hierbei nicht mit anderen Eltern zu vergleichen, ganz nach dem Motto „Bei denen klappt das doch auch, warum dann bei mir/uns nicht?“
Wir sollten uns nicht mit anderen vergleichen
Wir müssen uns vor Augen halten: jedes Kind ist anders und hat andere Bedürfnisse, die uns als Eltern begegnen. Wenn unser Kind also beispielweise besonders viel Aufmerksamkeit einfordert, viel körperliche Nähe, um sich sicher zu fühlen und den Alltag zu meistern, dann ist das deutlich herausfordernder als ein Kind, das sich liebend gern allein beschäftigt und wissbegierig allein in die Welt losstapfen möchte.
Welcher Herausforderung stehe ich gegenüber?
Unabhängig davon, welche Herausforderung uns begegnet, sollten wir bedenken: jede und jeder hat eine begrenzte Menge an Ressourcen, die er im Alltag einbringen kann. Der Begriff der Ressourcen kann sich hier sowohl auf die finanziellen Mittel als auch auf die eigene Energie, Geduld, aber auch das zur Verfügung stehende (Beziehungs-)Netzwerk, das Ressourcen in Form von konkreter Hilfestellung (wie Kinderbetreuung) leisten kann, beziehen. Vor allem die eigene Gefühlslage, aber auch die physische Verfassung kann stark schwanken.
Hier lohnt es sich, einmal achtsam mit sich selbst zu sein und über das eigene aktuelle Befinden klarzuwerden. Methoden der Achtsamkeit gibt es viele – da sollte jede und jeder selbst schauen, was zu ihm/ihr am besten passt.
Ressourcen erschließen und einsetzen
Hilfreich kann es in einem ersten Schritt sein, sich selbst einmal klarzumachen, welche Ressourcen denn konkret vorhanden sind und wie diese eingesetzt werden könnten. Womöglich gibt es auch noch Ressourcen, die bisher unentdeckt blieben. Das kann konkret bedeuten zu schauen, ob es noch Personen aus dem eigenen Netzwerk gibt, die etwa bei der Betreuung der Kinder aushelfen könnten. Oder ob man mit dem Partner oder der Partnerin Routinen entwickeln kann, die dabei helfen den Familienalltag zu erleichtern. Vielleicht gelingt es auch den mental load anders zu verteilen, damit das „Abschalten“ am Abend besser klappt. Gegebenenfalls gibt es auch finanzielle Hilfen, die beansprucht werden können – hier kann das zuständige Jugendamt Auskunft geben.
Tipp: Zu empfehlen ist auch das Buch „Bindung ohne Burnout“ von Nora Imlau – die Autorin schlägt Lösungen für Eltern vor, die im Familienalltag am Limit sind oder es nicht erst werden wollen.
Beratung und Hilfsangebote nutzen
Nach den eigenen noch unerschlossenen Ressourcen zu schauen, ist eine naheliegende, erste Möglichkeit. Herausforderungen müssen Eltern jedoch nicht allein meistern. Im Folgenden sind Anlaufstellen genannt, bei denen Menschen zu unterschiedlichsten Bedarfen niedrigschwellig, kostenlos und vertraulich Auskunft und Hilfe geben:
Im Falle einer bereits verfestigten Überlastung besteht jedoch auch die Option eine Kur zu beantragen. Hier unterstützt das Müttergenesungswerk mit Rehabilitations- und Vorsorgekuren. Die Kosten werden in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Es kann hilfreich sein hierzu mit dem behandelnden Hausarzt einmal ein Gespräch zu suchen und um Informationen zu dieser Option zu bitten.
Unterstützung einholen ist mutig!
Abschließend bleibt zu sagen, dass es ist wichtig ist, die eigene Verfassung ernst zu nehmen, offen zu sagen, dass man Hilfe braucht und dies nicht als Schwäche abzutun. Es ist okay, überfordert zu sein und es ist okay Unterstützung zu suchen! Dies ist kein Eingeständnis von persönlichem Versagen, sondern ein Zeichen von Mut sich den eigenen Herausforderungen zu stellen.