Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist nicht nur eine Frage elementarer Menschenrechte, sondern auch ein Thema, das uns alle im Alltag betrifft. Es geht um unsere Mütter, Schwestern, Freundinnen, Tanten und Omas. Die Hälfte aller Menschen in Deutschland (sogar ein bisschen mehr) sind Frauen und Mädchen. Wir alle profitieren, wenn Frauen ebenso wie Männer ihre politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rechte voll entfalten können.
Die Geschlechtergleichstellung schreitet weltweit voran. Es ist längst bewiesen, dass Männer genauso wie Frauen ein Kind liebevoll und fürsorglich großziehen können. Ebenso können unsere Töchter brillante Wissenschaftlerinnen und entschlossene Feuerwehrfrauen werden und unsere Söhne hingebungsvolle Pfleger und empathische Erzieher. In der Praxis haben Frauen dennoch oft schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und werden im Durchschnitt für dieselbe Arbeit schlechter bezahlt. Auf der Kehrseite gibt es immer noch deutlich weniger Männer, die in Pflegeberufen arbeiten, sich zu gleichen Teilen um die Erziehung ihrer Kinder kümmern oder einen gleichberechtigten Anteil der unbezahlten Arbeit in der Familie erledigen.
Leider müssen sich Mädchen und Frauen auch immer noch mit den Themen Sicherheit und Gewalt auseinandersetzen – auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule, auf dem Pausenhof, am Arbeitsplatz, an öffentlichen Plätzen oder auch im Internet. Zudem wird jede vierte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt durch ihren Ehe- bzw. Lebenspartner oder Freund. Das ist ein wichtiges Thema, für das alle in der Familie immer wieder sensibilisiert werden sollten – nicht nur Töchter, sondern auch Söhne.
Geschlechterklischees und stereotype Rollenbilder sind oft noch tiefer in unseren Köpfen und Teilen der Gesellschaft verankert, als uns bewusst ist. Schon in der Vorschule unterscheiden viele Kinder eine Mädchen- und eine Jungenwelt – Puppen und Autos, Rosa und Blau, Prinzessin und Pirat. Das sogenannte Gendermarketing wird bewusst von der Spielwarenindustrie eingesetzt. Laut einer Umfrage der Kinderrechtsorganisation „Plan International“ beeinflussen auch soziale Medien diese Stereotypen. Neben klassischen Schönheitsidealen zeigen die Themen der Influencerinnen und Influencer oft typische Rollenbilder. Männer legen hier meistens den Fokus auf Sport und Gaming während viele Frauen für Beautytipps und Kochen bekannt sind. Gleichzeitig bieten gerade soziale Medien die Chance, genau diese Muster aufzubrechen und mit jungen Menschen über Gleichberechtigung zu sprechen.
Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein besonderes Thema der Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung. Daher wird Geschlechtergleichheit im fünften Ziel umfassend beleuchtet. Bis 2030 sollen Mann und Frau in der Gesellschaft gleichgestellt sein, d.h. dieselben Chancen auf fair bezahlte Arbeit, denselben Zugang zu Gesundheit und Ressourcen und denselben Anspruch auf Sicherheit besitzen. Zudem sollen unbezahlte Pflege- und Hausarbeit mehr Wertschätzung bekommen, denn wie der Name schon sagt, sind auch diese eine Form der Arbeit.
Manche Änderungen brauchen gesetzliche oder politische Rahmenbedingungen, gleichzeitig können wir in der Familie selbst wichtige Änderungen bewirken. Soziale Erfahrungen in der Kindheit haben einen prägenden Einfluss darauf, welche Ziele wir uns setzen und wie wir uns selbst sehen.
Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung
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